Die Narren sind los
Hoppla … da stehe ich vor der Eingangstür, meine Schachpartie geistig vor den Augen, da fällt mir das Plakat neben der Tür auf. Masken entstauben ab 13 Uhr. Hä? Wir sind doch bis 15 Uhr da! Oh nein … wir haben ja heute nur den kleinen Raum. Ok … vielleicht sind wir ja um 13 Uhr schon durch und der Karnevalsverein kommt spät. Leider nicht so … um halb elf sind sie da. Der Raum wird zum Klamottenwechsel und Materiallagerung genutzt. Veranstaltung ist auf dem Vorplatz. Hatte schon mit dem Mannschaftsführer der Schönaicher gesprochen und wir machen ruckzuck einen Raumwechsel. Nur mein Gegner ist ziemlich entrüstet und motzt rum. Ich sag nur … kein Wunder, er steht schlecht und sucht nach Gründen, wie er seinen Punkt noch retten kann. Das Spiel läuft jetzt aber normal weiter. Kurt, den wir heute an Brett 1 aufgestellt hatten, kam leider nicht, so dass wir mit 0:1 starten. Arthur (Brett 2) spielt eine glänzende Partie und dringt mit seinen weißen Figuren tief in die sizillianische Stellung seines Gegners ein. Der sieht kein Land mehr und streckt die Hand über das Brett. Inzwischen sieht es auch bei David (Brett 8) und Franz (Brett 3) sehr gut aus. Meine Partie (Brett 5) sieht auch sehr gut aus. Angesteckt durch meinen Spielgegner kommt das gegnerische Team nun auf die Idee, dass es hier zu laut sei. Im Nebenzimmer hört man leise Stimmen vom Fastnachtsverein. Einmal lief jemand mit Schellen durch den dortigen Raum und es wird ab und zu gelacht. Es ist wirklich nicht laut. Da ist das Fußbodenknarren in anderen Spiellokalen, in denen wir schon waren, deutlich lauter. Mein Gegner will den Spielabbruch. Ein paar seiner Mannschaftskollegen würden nun mitziehen. Klar … sie stehen gerade mit dem Rücken zur Wand. Ich frage den Mannschaftsführer, ob er wirklich meine, es sei zu laut … naja … ein bisschen … meint er. Ich rufe beim Staffelleiter an, kann ihn aber nicht erreichen. Ich mache eine Tonaufnahme vom Lärm. Habe es gerade noch einmal angehört. Man hört so gut wie nichts! Ein Spieler des gegnerischen Teams meinte … was soll der Quatsch. Lasst uns einfach fertig spielen. Gesagt getan. Franz holt nun seinen vollen Punkt. Finn (Brett 7) muss leider ein berührt-geführt ausführen und kommt so in eine Springergabel. Am Ende ist der Punkt weg. David erntet das Ergebnis seines Druckspiels am Königsflügel in Form eines Mehrläufers. Geschickt führt er das Endspiel zum Sieg. 3:2 für uns. Ich habe eine Gewinnstellung. Mein Gegner wird nun aggressiver und will einen Spielabbruch. Lärm ist garantiert gar nicht mehr zu hören, da die Narren nun in der Kirche sind … 100m entfernt. Zukri sieht sich in einem Leichtfigurenendspiel mit jeweils mehreren Bauern. Keiner kann da gewinnen und die beiden Spieler einigen sich auf Remis. In gewonnener Stellung (Diagramm) mache ich, nach Absprache mit meinen Teammitgliedern, ein Friedensangebot an das gegnerische Team und meinen Gegner und biete Remis an. Hiermit ist ein Unentschieden gesichert und mein Gegner beruhigt sich vielleicht auch wieder. Er zittert total und ich mache mir schon fast Sorgen um ihn. Außerdem will ich vermeiden, dass die Partie so lange dauert, dass die Fastnächtler zurückkommen und wirklich lustigen Krach machen. Er nimmt das Remis an, reagiert aber nach wie vor unfreundlich. Es steht 4:3 für uns. Norberts Partie (Brett 6) sieht auf den ersten Blick remislich aus. Endspiel mit verteilten Bauern und Läufer für Norbert, Springer für seinen Gegner. Eine kleine Ungenauigkeit bringt einen entscheidenden Vorteil für den Schönaicher und somit kommt es zum 4:4 Endstand des Mannschaftsspiels. Ich spreche mit dem Mannschaftsführer der Schönaicher, ob sie noch protestieren wollen. Er bestätigt, dass sie nicht protestieren werden und es auch nicht so schlimm laut gewesen sei. Außerdem hätten ja alle die gleichen Bedingungen gehabt. Vielen Dank, dass wir dies so konstruktiv lösen konnten. Das 4:4 war da sicherlich auch eine gute Grundlage. Mein Gegner sprach beim Rausgehen wieder von Protest einlegen … netter Typ … hätte ich doch einfach die Partie zum Sieg weitergespielt. Der Spieltag hat uns einiges gelehrt. Unter anderem: achte darauf, welche andere Vereine in den Nebenräumen sind oder welche Räume hast du gebucht oder der Schachspieler ist sehr geräuscheempfimdlich, wenn er am verlieren ist … ist aber nicht neu ;-). (Martin Berger)