Zu Gast beim Landesligaabsteiger
Am Sonntag muss die Erste zum Auswärtsspiel in Oeffingen antreten. Als Landeligaabsteiger sicherlich kein leichter Gegner. Zudem haben wir Ausfälle zu verkraften. Mit Zukri, Arthur, Mahdi und Gleb fehlen gleich vier Stammkräfte. So kommen neben unserem Edelreservisten Finn mit Till, Norbert und Jürgen gleich drei Spieler der Zweiten zum Einsatz. Aber wie sich zeigen sollte, tritt auch Oeffingen nicht in Bestbesetzung an.
Pünktlich um 9:00 geht es los. Ich bin noch mitten in der Eröffnung, da melden sich Farshad und Finn schon mit Remisangeboten ihrer Gegner. Stephan, der die Spielstärke von Finns Gegner kennt, rät zur Annahme – so steht die erste Punkteteilung fest. Farshad beschließt, dass, wenn schon mal früh aufgestanden, man auch Schach spielen könne und spielt weiter.
Jürgen hat an Brett 8 eine lösbare Aufgabe erhalten. Sein Gegner spielt ein Gambit mit Weiß nur halbherzig und gerät trotz geopfertem Minusbauer schnell in eine schlechtere Stellung, in der sein Damenläufer dauerhaft eingeparkt auf dem Ausgangsfeld verharrt. Jürgen nimmt einfach alle Abtauschangebote seines Gegners dankend an, tauscht sämtliche Schwerfiguren und wickelt in ein gewonnenes Läuferendspiel ab, in dessen Folge er einen weiteren Bauern erobern kann. Lange schaut sein Gegner sich das Trauerspiel dann nicht mehr an und streicht die Segel.
Till spielt schnell und gerät früh mit einem Bauern in Rückstand. Dann verteidigt er sich jedoch clever, indem er mit seinem Springer den Damenflügel abriegelt und, sollte sein Gegner mit dem König eingreifen wollen, seinerseits droht, den gegnerischen Königsflügel abzuräumen. Nachdem für beide Seite keine Fortschritte zu machen sind, einigt man sich auf ein Remis. Ein schöner Erfolg für Till gegen den nominell stärkeren Gegner.
Norbert und sein Gegner tun sich gegenseitig nicht weh. Die Stellung ist von Anfang an ausgeglichen und bleibt es bis zum Schluss. Ein erstes Remisgebot seines Gegners lehnt Norbert noch ab. Wenig später steht die Punkteteilung dann aber fest. Unsere Ersatzspieler haben ihren Beitrag geleistet und es steht 2,5:1,5. Da sich die Partien an den ersten vier Brettern noch hinziehen können, hat keiner was dagegen, dass Jürgen mit seiner Truppe schon mal die Heimreise antritt.
Stephans Gegner leistet sich in der Eröffnung mehrere Tempoverluste, sodass Stephan aktives Spiel hat und seinen Gegner unter Druck setzen kann. Der Gegner kommt dadurch nicht rechtzeitig zur Rochade, was ihn im weiteren Verlauf dann entscheidend Material kostet. Durch einen weiteren Fehler läuft der Gegner dann schließlich in ein Matt.
Mein Gegner baut sich im Zentrum defensiv auf und ich tue es ihm mit den schwarzen Steinen gleich. Lange bleibt die Symmetrie erhalten. Irgendwann weiche ich ab und nun beginnt mein Gegner, meine Züge zu kopieren. Das ist für mich ein Signal, die Initiative zu übernehmen und ich bereite einen Bauernvorstoß am Königsflügel vor. Die Stellung ist unklar, der Vorstoß zweischneidig, doch ich wähne einen Vorteil für mich. Diese Einschätzung teilt mein Gegner, gerät unter Druck, verbraucht viel Zeit und findet nicht die beste Fortsetzung. So erobere ich einen Bauern, überlasse meinem Gegner dafür aber das Läuferpaar. Mein auf c5 zentral positionierter Springer blockiert jedoch seinen Damenflügel. Ein Befreiungsstoß seines b-Bauern kostet ihn einen weiteren Bauern und ein Figureneinsteller bringt schließlich die endgültige Entscheidung zu meinen Gunsten. Wir gehen damit uneinholbar mit 4,5:1,5 in Führung. Hurra!
Arne am Spitzenbrett kommt mit leichtem Vorteil aus der Eröffnung, kann diesen aber im Mittelspiel nicht entscheidend ausbauen. Nachdem er den Damentausch nicht mehr verhindern kann, entsteht ein ausgeglichenes Turmendspiel. Der Gegner kann zwar einen Freibauern am Damenflügel bilden und diesen bis nach a2 vorschieben, jedoch steht sein Turm vor dem Bauern, sodass auf beiden Seiten keine Fortschritte mehr zu erzielen sind. Die Kontrahenten sehen das ein und willigen ins Remis.
Lediglich bei Farshad läuft nicht alles nach Plan. Er hat durch eine Unachtsamkeit im Mittelspiel einen Bauern eingebüßt und, um Initiative zu gewinnen, dann eine Qualität gegen den Bauern gegeben. Lange leistet er Wiederstand, doch das Endspiel Springer gegen Turm ist trotz eines Freibauern nicht mehr zu halten und Farshad muss seine Partie verloren geben.
So gewinnen wir 5:3, ein schönes und nicht unbedingt erwartbares Ergebnis. Damit stehen wir nach vier Spielen mit weißer Weste da. Weil gleichzeitig der nach Brettpunkten tabellenführende SC Böblingen 3 unerwartet gegen unseren nächsten Gegner Federn lässt, übernehmen wir mit zwei Punkten Vorsprung die Tabellenspitze. So kann es weitergehen. Weiter geht’s im Neuen Jahr am 18.01.2026, dann empfangen wir den Tabellenachten Murrhardt zum Heimspiel.
Danke an alle – Stefan Urlichs

