Ein typischer Schachsonntag im Oktober
Sonntagmorgen 7 Uhr. Das Internetradio weckt uns mit einer Bachtoccata. Ich stehe gleich auf … bin etwas aufgeregt. Nicht wegen der Schachbegegnung mit Schwaikheim, eher wegen der Hoffnung, dass alle Teammitglieder pünktlich zum Treffpunkt kommen. Kurzes Frühstück, Laugenbröttchen mit Käse als Pausenbrot einpacken, Tee und heißes Wasser nicht vergessen, alle Unterlagen als Mannschaftsführer einpacken und los geht es. Am Treffpunkt Tennishalle sind schon fast alle da. Super, der Tag fängt gut an. Jürgen hat sicherlich wieder frische Butterbrezel mitgebracht. Ich freue mich! Auf nach Schwaikheim. Das Navi von Franz sagt, wir brauchen 35 Minuten. Sonntags geht es scheinbar doch schnell. Die Fahrt läuft planmäßig und die Begegnungstätte in Schwaikheim finden wir auch nach ein paar Minuten. Die Schwaikheimer Spieler schauen noch etwas verschlafen aus der Wäsche und es ist noch nichts aufgebaut. Es sind ja auch noch 10 Minuten Zeit! Jürgen geht erst Mal einen schmauchen. Die Butterbrezel duften frech herum! Der gegnerische Teamcaptain drückt mir schon einmal die Spielberichtskarte in die Hand, die ich gleich ausfülle. Wir spielen heute in der Aufstellung Arthur, Franz, Zukri, Stefan, Ich, Jürgen, David und Matthias. Eine gute Teamzusammenstellung gegen ein Schwaikheimer Team, welches vom Papier her wahrscheinlich ähnlich stark aufgestellt ist. Schwaikheim spielt dann auch mit den ersten 8 der Setzliste. Es wird also ein heißer Tanz! Alle Partien laufen 2 Stunden ziemlich ausgeglichen. In meiner Partie kenne ich die Zugfolge bis zum 9. Zug. Dann spielt mein Gegner einen Läuferrückzug von f6 nach e7, den ich bisher nicht sah. Die Datenbank später zeigt mir noch einige Partien bis zum 14. Zug. Danach weichen wir vom bekannten Terrain ab. Komodo erzählt mir dann in der Nachanalyse, dass bisher alles völlig ausgeglichen ist. Meinen angeboten Springer auf g5 will mein Gegner einfach nicht mit dem h6-Bauern schlagen. Schade! Dabei steht er 3 Züge lang dort. Die Butterbrezel duften irgendwie stärker herum! Inzwischen entwickeln sich an allen Brettern spannende Mittelspiele. Arthur bekommt einen geöffnete a-Linie und Türme werden dort getauscht. Ein Schwarzer Springer des Gegners stellt sich dort ins Abseits. Der Königsflügel von Schwarz wirkt verletzlich. Franz bekommt eine gedrückte Stellung mit einem schlecht postierten Läufer. Später muss Franz sich mit seinen zwei vereinzelten Bauern am Damenflügel herumärgern. Zukri hat eine Kampfstellung mit entgegengestzten Rochaden auf dem Brett. Sein Gegner stürmt mit Schwarz am Königsflügel. Zukri drückt am Damenflügel auf den langrochierten schwarzen König. Bei Stefan sieht es ähnlich aus, nur mit vertauschten Farben. Stefans Bauern stürmen am Königsflügel, um den jedoch nicht rochierten weißen König zur Strecke zu bringen. Sein Gegner stürmt am Damenflügel. Bei mir ist alles ausgeglichen. Nach einem Figurentausch im Zentrum verflacht die Partie zusehends. Ich denke über einen Bauernangriff am Königsflügel nach. Vielleicht g4 gefolgt von g5. Mein Gegner kann dann aber auch „dicht“ machen. Er steht dann passiver, ich komme aber nicht gut weiter. Jürgen steht kompliziert. Sein Gegner drückt mit den weißen Steinen auf der e-Linie. Sieht irgendwie nicht so gut aus. Druck und kein Platz für Figuren. David bekommt einen Isolani. Außer der Dame sind aber noch alle Figuren auf dem Brett. Schwer zu beurteilen. Matthias hat sich in eine passive Stellung manövriert. Königsindischer Stellungstyp, wobei sein Gegner auf der offenen c-Linie drückt und Matthias schauen muss, dass Weiß nicht eindringt. Arthur bringt seine Dame ins Zentrum und droht, mehrere Bauern abzuräumen. Sein Gegner macht dies nicht lange mit und wir gehen in Führung. Als ich bei Matthias schaue, sehe ich Möglichkeiten, wie er den Laden noch zusammenhalten halten kann. Mein Gegner bietet Remis. Ich nehme an, da ich die Stellung für komplett ausgeglichen ansehe. Zur gleichen Zeit höre ich Matthias stöhnen. Er hat eine taktisches Opfer des Gegners übersehen und hat nun eine verlorene Stellung. Es dauert dann auch nicht mehr lange. Aktueller Stand also 1,5:1,5. Ich nehme mir endlich eine Butterbrezel … lecker! Jürgens Knuddelmuddel hat sich irgendwie gelöst. Es ist nun ein eher ausgeglichenes Läufer-gegen-Springer-Endspiel geworden. Zukris Gegner sieht eine Mattkombi und opfert einen Turm. Zukri denkt kurz nach und die nächsten Züge laufen schnell ab. Da war wohl ein Loch in der Kombination und Zukri spielt mit einem Turm mehr! Als ich zu Jürgens Brett schaue, sehe ich einen kopfschüttelnden Jürgen. Ohje!! Tatsächlich. Er hat sein Endspiel versaut. Inzwischen hat Zukri seinen Gegner aufgewichen und es steht 2,5:2,5. Hochspannung! Stefan fightet. Unübersichtliche Stellung mit beidseitigen Chancen. Davids Isolani hat sich gelohnt. Sein Gegner musste eine Leichtfigur dafür geben. Läufer und Springer mit 2 Bauern gegen Läufer und 4 Bauern bei ungleichen Läufern ist jedoch remisverdächtig. Sein Gegner wirkt sehr angespannt. Vielleicht macht er einen Fehler. Die Stellung bei Franz sieht nicht gut aus. Die beiden isolierten Bauern am Damenflügel sind anfällig. Sein Gegner steht mit Dame und Springer direkt dabei. Franz kommt zwar zu Schachs im Hinterland, aber der König kann sich bei den vielen Bauern gut verstecken. Die Partie geht verloren. 2,5:3,5. David kann leider nicht gewinnen. Sein Gegner geht umsichtig vor und es kommt zum Remis. 3:4. Nun hängt alles an Stefan. Die Stellung sieht verdächtig aus … in beide Richtungen. Leider sehe ich im Moment eher nur gute Sachen für seinen Gegner. In der Tat übersieht dieser dann, zum Glück, ein Abzugsschach mit Figurengewinn. Einige Figuren werden dann getauscht. Stefans Gegner hat dann zwar einen Bauern mehr, er kann diesen Vorteil jedoch nicht verwerten. Stefan kann jedoch auch nicht zwingend gewinnen, so dass er in ein Remis einwilligen muss. Enstand ist also 3,5:4,5. Ein heißer Kampf mit dem besseren Ende für Schwaikheim. Schade! Die Butterbrezeln waren aber sehr gut! In der Tabelle stehen wir trotzdem auf Platz 3!Schönaich und Stuttgart leben jetzt schon ihre Favoritenstellung aus. Dann kommen 6 (!!) Teams mit jetzt zwei Punkten. Mit Null Punkten liegen zwei Teams hinten. Scheinbar gibt es diese Saison eine 3-Klassen-Gesllschaft. Es wird also sehr, sehr spannend. Wir fahren nun zurück und genießen noch das schöne spätsommerliche Wetter. (Martin Berger)1