Ein Spiel mit Hindernissen
Die Leonberger Spieler sind alle pünktlich, die Sindelfinger Spieler nicht. Nur ein Spieler taucht auf – etwas wenig. Die anderen wären zu einem anderen Spiellokal gefahren. Naja, nachdem wir erst kurze Zeit im alten Eltinger Rathaus spielen, scheint mir das (un)logisch. Wir starten um 20 nach 9 Uhr mit 4 Gegnern. Ein Spieler soll noch kommen. Der Spieler taucht präzise um 9.37 auf und wird von mir sofort konfirmiert :). Er hat verschlafen und seine Kollegen hatten gewartet (falsches Spiellokal Quatsch) und sind deswegen verspätet losgefahren. Es klärt sich alles auf. Nur spielen darf er nicht. 7 Minuten zu spät – sind halt 7 Minuten zu spät.
Es steht also 2:0 vor dem ersten Zug.
Die Spiele starten. Alle in ruhigen Bahnen und ich gehe zum Bäcker auf einen Muntermacher und einen Kuchen.
Zurück erkenne ich 2 Spiele nicht wieder. Bei Lukas sind gut 20 Züge gespielt, sein Gegner hat einen solide gedeckten Springer auf e6 einsitzen, der Stress macht, hat ihm die Rochade vermasselt und sein König turnt in der Brettmitte herum. Souverän geht anders. Die Stellung hält trotzdem!
Bei Till ist die Stellung mit Schwarz solide. Sein Gegner hat aber deutlich mehr Raum und Zentrum. Sein rückständiger Bauer auf c6 und der dahinter auf b7 postierte Läufer gefallen mir nicht richtig. Aber das Spiel ist noch lang.
Bei Apostolos und Uwe tut sich noch nicht viel, aber beide übernehmen die Initiative.
An Brett 1 ziehen dunkle Wolken auf. Der Damenflügel ist gelähmt, der Gegner drückt im Zentrum und Till hat keinen Platz für seine Figuren. Im Vorbeigehen sehe ich f5 mit Angriff auf einen Läufer, dann e4, um das Zentrum zu stärken, habe das aber nicht gerechnet, Till hat sich mit Rechnen anders entschieden, muss aber einen Bauern geben.
Lukas hat auch gerechnet und schlägt den Verteidiger auf d5, um den lästigen Springer auf e6 loszuwerden. Nach Ende des Tohuwabohu steht Lukas mit 2 Springern für die Dame da. Autsch. Allerdings glaube ich nicht, dass sein Gegner das alles geplant hatte. Da war wohl auch Massel im Spiel.
Uwe setzt erste kleine Nadelstiche in Form eines gut gedeckten Springers auf d4.
Apostolos arbeitet nach meinem alten Plan, Läufer und Dame auf die Diagonale nach h7, Matt auf h7. Kostet normalerweise Lizenzgebühr.
Till kann sich durch Figurentausch Luft verschaffen. Im Dame-Turm-Läuferendspiel ist der Minusbauer zu verschmerzen, sein Läufer auf b7 nicht wirklich. Aber er arbeitet daran.
Der Gegner von Lukas ist auch nicht sattelfest. Seine Springer reiten und springen los und machen Ärger. Ein Einschlag auf f2 mit Gabel bringt einen Bauern und die Qualität. Das sieht jetzt schon freundlicher aus, denn Lukas bleibt am Drücker.
An Brett 3 hat Uwe richtig schön Druck im Zentrum und am Königsflügel aufgebaut. Seine Figuren harmonieren und sein Gegner fühlt sich sichtlich unwohl in seiner Stellung. Das führt dann auch zu einem völligen Aussetzer, als er freiwillig die Kontrolle über e2 aufgibt. Uwe lässt sich nicht lange bitten und gibt das Familienschach auf d2. Sein Gegner gibt sofort auf, da der Damenverlust nicht zu verhindern ist.
3:0, wir kommen dem Standard Ergebnis näher und verlieren nicht mehr hoch.
Lukas übersieht leider einen Doppelangriff seines Gegners, was seinen Läufer kostet und danach ist das Spiel im höheren Sinne verloren, auch wenn er noch hartnäckig bis zum Schluss kämpft.
3:1 auch nicht schlimm.
Bei Apostolos bringt das Spiel auf den weißen Felder weiteren Ertrag, ein zweiter Bauer wird gewonnen und zusätzlich Material getauscht. Die Freibauern auf d- und e-Linie stürmen los, mit Rückendeckung durch seine Türme. Das sieht imposant aus.
An Brett 1 schafft es Till, den gordischen Knoten am Damenflügel zu lösen und den rückständigen c-Bauern in einen gedeckten Freibauern zu verwandeln. Mit dem Tausch von Dame und Turm droht auch keine akute Mattgefahr mehr und sein Läufer nimmt am Spiel teil. Die Erfolge am Damenflügel haben auch Schattenseiten. Seinen Königsflügel musste Till dafür etwas vernachlässigen. Das kostet schlussendlich den h-Bauern und gibt seinem Gegner 2 verbundene Freibauern auf g und h. Jetzt ist das Spiel nicht mehr zu halten.
3:2 so weit war noch kein Gegner. Die 2 kampflosen Punkte haben wir zurückgegeben.
Jetzt hängt alles an Apostolos. Die beiden Freibauern marschieren wie eine Wand Richtung Umwandlung. Sein Gegner windet sich, kann aber den Vormarsch nicht stoppen, zumal sein König nicht sicher steht und ebenfalls Schutz braucht. Als der erste der beiden Bauern die 7te Reihe erreicht, mag sein Gegner nicht mehr und gibt auf. Eine sehr, sehr solide Leistung.
Auch mit dieser leichten Abweichung vom Standard können wir gut leben und gehen als Tabellenführer zum entscheidenden Spiel nach Vaihingen/Rohr.
Danke an alle Spieler, habt Ihr gut gemacht. In 4 Wochen machen wir dann den Aufstieg klar. Tolle Leistung. Ich bin zufrieden.
Der Chef (Jürgen Schedler)