Wir haben Heimspiel und so dürfen wir alle eine halbe Stunde länger
schlafen.
Nagold ist nicht nur super pünktlich sondern auch in Bestbesetzung
angetreten; das wird nicht einfach. Die Spiele starten pünktlich und
nach den ersten Zügen gehen Martin, der schon zum kibitzen gekommen ist,
und ich einen Kaffee trinken. So nach einer Stunde sind wir zurück und
einiges hat sich getan.
An Brett 1 hat Till es mit dem stärksten Spieler von Nagold zu tun,
knapp 2000 DWZ, und steht schon ordentlich unter Druck. Sein Gegner hat
die halboffene f-Linie mit 2 Türmen und Dame besetzt und macht Stress
auf f7. Ein Läuferopfer auf h6 bringt die Entscheidung – Matt oder Till
muss so viel Material geben, dass ein Weiterspielen sinnlos erscheint.
Zur gleichen Zeit hat Parsa seinem Gegner einen Bauern abgeluchst aber
eine komplizierte Stellung.
Olaf ist bereits im Endspiel, hier wurde viel geholzt, mit 6 Bauern und
Turm.
Uwe hat einen Minusbauern, dafür aber die einzigste offene Linie besetzt
und so Stellungsvorteil.
Christian hat sich im Mittelspiel bei einer Tauschkombination verrechnet
und eine Qualität eingebüßt.
Bei Louis hat sich nicht viel getan. Es sind gerade mal 2 Bauern und ein
Läufer getauscht – alles offen.
Nach 2,5 Stunden muss Christian die Waffen strecken. Sein Gegner kann
Linien öffnen, wodurch seine beiden Türme richtig zur Geltung kommen. Das
Endspiel ist dann nicht mehr zu halten.
0 : 2 so sollte das nicht sein
Nach 3 Stunden bekommt Louis ein Remis angeboten in einem völlig
ausgeglichenen Mittelspiel. Ich gebe Ihm meine Einschätzung
– Olaf Remis
– Uwe Remis
– Parsa besser aber schwierig
und überlasse Ihm die Entscheidung. Er nimmt an.
An Brett 3 hat es Olaf mit einem starken Routinier zu tun. Er schiebt
aber elegant seinen schwachen f7 Bauern vor, der dann en passant
geschlagen wird, aber die Schwäche ist er los und er bekommt den Bauern auch
zurück. Es bleiben jeweils 2 Bauern auf a+b und 2 Bauern auf g+h.
Trotzdem wird verbissen gekämpft. Olaf zieht zuerst zur Dame ein, sein
Gegner aber direkt danach auch und mit Schach. Dies ist allerdings
unerheblich und danach sofort Remis.
1 : 3 ja wir gewinnen nicht mehr hoch
Nach 3,5 Stunden hat Uwe seinem Gegner den Bauern wieder abgenommen und
das Material ist gleich verteilt. Der gegnerische König steht allerdings
etwas luftig und mit Dame und Läufer hätte man ihm schon zusetzen
können. Allerdings nicht bis zum Matt, wie die Analyse zeigt. Ergo Remis
gerechterweise.
Der Jüngste ist der, der man Längsten spielt. Er versucht alles, um seinen
Angriff über die c-Linie durchzubringen. Er kommt auch mit der Dame auf
der Grundreihe an, aber nicht entscheidend weiter. Sein Gegner zerstört
unterdessen seine Struktur am Damenflügel mit Bauerngewinn. Das ist
jetzt schlimm, da der Freibauer in der a-Linie sehr schwer zu verteidigen
ist. Parsa versucht alles um die Umwandlung zu verhindern, kann aber
gegen seinen deutlich älteren und erfahrenen Spieler dies nur hinauszögern. Nach 4,5 Stunden ist der Kampf vorbei.
Ja, da haben wir „nur“ an Erfahrung gewonnen und machen das beim nächsten
Mal besser.
Jürgen

