2. Spieltag Bezirksliga

Auswärtsspiel in Gerlingen

Wir treten diesmal bei der Ersten von Gerlingen an, die wir in der vergangenen Saison souverän besiegt hatten und sind daher in der Favoritenrolle. Leider müssen wir ohne unseren Neuzugang Farshad und die bewährten Kräfte Zukri, Arthur und Martin spielen. So kommt neben Finn und Norbert zum zweiten Mal unser Jungtalent Parsa zum Einsatz.

Norbert erreicht nach gewohnt soliden Spiel als erster ein Remis. Auch Finn meldet bei mir ein Remisangebot, dass er in der Folge annimmt. Angesichts des Spielsverlaufs kann er mit der Punkteteilung zufrieden sein. Bei Parsa läuft es leider nicht so gut. Er kämpft in einem Endspiel mit Minusbauer, das er trotz aktiverem Figurenspiel am Ende nicht halten kann. Sein erster Punktverlust in der Ersten – kann ja mal passieren.

Bei Mahdi sieht es im Mittelspiel gut aus und ich rechne angesichts Mahdis bisheriger Bilanz in der Ersten mit dem vollen Punkt. Sein Gegner hat Bauerschwächen, auf die es sich spielen lässt. Plötzlich jedoch kippt die Partie. Mahdi wähnt einen Bauern zu gewinnen, übersieht dabei aber in einem schwarzen Moment einen Zwischenzug, was ihn einen ganzen Turm und damit die Partie kostet. So schnell kann es im Schach gehen und es steht ganz unerwartet 1:3 gegen uns. So müssen die verbliebenen Bretter es richten.

Gleb hatte in der Eröffnung etwas vorsichtig agiert, dann aber dennoch ein starkes Zentrum aufgebaut, einen Mehrbauer erobert und seinen Gegner geschickt an der kurzen Rochade gehindert. Dessen König muss folglich, um nicht im Zentrum zu stranden, mit der Rochade auf den Damenflügel ausweichen, wo Gleb schon auf der halboffenen b-Linie lauert. Da sollte sich was draus machen lassen. Gleb setzt vielleicht etwas überhastet auf Abtausch und puscht seinen Freibauern im Zentrum, wofür er seinen Mehrbauern erstmal wieder abgibt. Den Freibauer kann der Gegner mit dem herangeeilten König jedoch noch abfangen und Gleb muss sich an den beiden Randbauern des Gegners schadlos halten und hat wieder einen soliden Mehrbauern. Das resultierende Endspiel mit jeweils Turm und gleichfarbigen Läufern muss aber erstmal gewonnen werden. Sein Gegner wird jedoch unvorsichtig und Gleb kann mit einer Mattdrohung den gegnerischen Läufer erobern. Die Bauernumwandlung ist nun nicht mehr zu verhindern. Gut gemacht – nur noch 2:3!

Meine Partie läuft mit Weiß von Anfang an unter dem Zeichen Angriff und ich baue mich mit e4 und f4 aggressiv auf. Mein Gegner will verspätetet mit e5 das Zentrum schließen, um dann seinen weißfeldrigen Läufer auf e6 gegen meinen auf c4 zu stemmen. Ich denke, dass war der falsche Plan und nehme den Abtausch an. Der schwarze König ist noch unrochiert und ich kann die e- und f-Linie öffnen und einen Bauern auf d5 zementieren, was mir dauerhaft Kontrolle über die Schwäche e6 meines Gegner sichert. Bevor sich mein Springer dort als Kraken einnistet, gelingt dem Gegner zwar noch die Rochade, aber zu spät. Ich besetze die f-Linie mit Dame und Turm und drohe mit Unterstützung meines e6 Kraken auf f7 einzumarschieren. Mein Gegner meint noch, er könne seinen Springer gegen den unangenehmen d5-Bauern opfern, um danach meinen dann ungedeckten Springer auf e6 zurückzugewinnen. Dabei übersieht er jedoch, dass mein Springer sich einfach zwischentauschen kann, was ihn folglich eine Figur kostet. Vor Schreck gibt er dann gleich noch eine Qualität dazu ab, sodass ich einen ganzen Turm mehr habe. Der Rest ist Formsache. Trotz Zeitnot kann ich das Matt förmlich riechen und überlege kurz, für die Galerie zu spielen, was Norbert beim Kiebitzen angesichts meiner tickenden Uhr zur Verzweiflung treibt. Tatsächlich sehe ich die im Mattsinne richtige Fortsetzung auch – mit dem Springer auf h5 reinhauen, kann aber mit nur noch zwei Minuten auf der Uhr nicht weit genug rechnen und entscheide mich für Vereinfachung durch forcierten Damentausch. Da dies die letzten Konterchancen meines Gegners eliminiert, streicht er die Segel. 3:3 Ausgleich! Bei der Analyse zeigt der Computer dann nach Sxh5 tatsächlich ein Matt in 12 an. Soviel zur Galerie.

Stephan an Brett 2 hat mit Schwarz eine solide Verteidigung aufgebaut, aus der er nach Chancen sucht. Im Mittelspiel erobert er einen Mehrbauern und wickelt in ein doppeltes Turmendspiel ab. Bei oberflächlicher Betrachtung scheint mir die Stellung leicht remisverdächtig. Stephan hat aber das aktivere Figurenspiel und verdammt die gegnerischen Türme zur Passivität, sodass er mit seinem Mehrbauern ungehindert durchmarschieren kann. Sehr gut – wir gehen erstmals in Führung mit 4:3!

Als letztes läuft mal wieder die Partie am Spitzenbrett.

Brett 1chrome://settings/search

Arne hat seinen Gegner, der wohl in der Eröffnung mal falsch abgebogen war, von Anfang an im Schwitzkasten und kann seinen Positionsvorteil ausbauen, ohne dass jedoch Zählbares dabei herauskommt. Als Arne schließlich die gegnerische Dame fangen kann, kann dieser sich nur noch mit einer Gegendrohung auf Arnes Dame retten. Arne entscheidet sich, in ein gewonnenes Endspiel abzuwickeln, indem er den Damentausch zulässt, in dessen Folge zwei Bauern gewinnt. Das sollte reichen. Nach dem Abtausch der Leichtfiguren werden Arnes Bauern am Königsflügel schnell. Als sein Gegner jedoch am Damenflügel einen eigenen Freibauern bilden kann, kommt nochmal Spannung auf. Arne hatte aber alles berechnet. Um nicht noch einen Bauern zu verlieren, lässt sein Gegner den Abtausch der verbliebenen Türme zu, was dann jedoch klar gewonnen ist. Arne kommt mit seinem König rechtzeitig an den gegnerischen Freibauern und der gegnerische König kann sich nicht um zwei Freibauern von Arne gleichzeitig kümmern. Der Gegner sieht’s auch gleich ein und gibt auf. So gewinnen wir den unerwartet spannenden Kampf verdient mit 5:3. Gut gemacht und Danke an alle! (Stefan Urlichs)